Die Identifizierung und Nutzung persönlicher Stärken ist von entscheidender Bedeutung für persönliches Wachstum, beruflichen Erfolg und ein erfülltes Leben. Doch wie können wir unsere Stärken am besten ermitteln? In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf die beiden Ansätze der testbasierten und nicht-testbasierten Stärkenermittlung. Während testbasierte Methoden auf standardisierten Tests und Fragebögen basieren, setzen nicht-testbasierte Ansätze auf Selbstreflexion, Feedback von anderen und die Beobachtung persönlicher Erfahrungen. Jeder Ansatz hat seine eigenen Vor- und Nachteile, und die Wahl des richtigen Ansatzes hängt von den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen ab.
Testbasierte Methoden wie das VIA-Stärkeninventar oder der Gallup StrengthsFinder bieten strukturierte und objektive Ansätze, um individuelle Stärken zu identifizieren. Diese Tests basieren auf umfangreichen Forschungsarbeiten und bieten eine systematische Bewertung der Stärken einer Person. Durch die Verwendung standardisierter Verfahren können sie zuverlässige Ergebnisse liefern und helfen, ein breites Spektrum von Stärken zu erfassen. Darüber hinaus können testbasierte Ansätze auch eine Grundlage für gezielte Entwicklungsmöglichkeiten bieten, indem sie konkrete Empfehlungen zur Stärkenentwicklung geben.
Allerdings sind testbasierte Methoden nicht ohne Einschränkungen. Ein Nachteil ist, dass sie stellenweise kostenpflichtig sind und professionelle Unterstützung erfordern, um die Ergebnisse zu interpretieren. Zudem könnten sie durch ihre standardisierte Natur nicht die gesamte Bandbreite individueller Stärken abdecken und subtilere oder einzigartige Aspekte übersehen. Darüber hinaus können sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit verändern, da Stärken sich entwickeln und verändern können. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Personen ihre Antworten bewusst oder unbewusst verfälschen, um bestimmte Stärken zu betonen oder soziale Erwartungen zu erfüllen.
Hier ist eine Auswahl bekannter testbasierter Methoden zur Stärkenermittlung:
- CliftonStrengths: Entwickelt von dem Unternehmen Gallup, basiert CliftonStrengths auf einer umfangreichen Forschung gerade von Höchstsleistungsteams. Er identifiziert und bewertet 34 individuelle Talentthemen und bietet einen individuellen Stärkenbericht, der bei der persönlichen Entwicklung und beruflichen Orientierung unterstützt. Im Test müssen 177 Fragen auf Zeit (20 Sekunden pro Frage) beantwortet werden, daher benötigt man ungefähr 60 Minuten. Der Test kostet 22 EUR für 5 Signaturthemen, 65 EUR für den kompletten Report aller 34 Talente in Reihung.
- DiSC-Modell: Das DiSC-Modell ist ein Persönlichkeitsinstrument, das Verhaltenspräferenzen misst. Es teilt Menschen in vier Haupttypen ein: Dominant (D), Initiativ (i), Stetig (S) und Gewissenhaft (C). Das Modell kann helfen, persönliche Stärken und Arbeitsstile zu verstehen. Im Test muss man sechzehn Fragen beantworten, die einer erste Zuordnung zu den Haupttypen ergeben. Zeitaufwand zirka 5 bis 10 Minuten. kostenlos.
- Values in Action (VIA) Classification of Strengths: Das VIA-Modell basiert auf der Arbeit von Martin Seligman und Christopher Peterson. Es identifiziert und bewertet 24 charakterliche Stärken, wie Mut, Fairness, Kreativität usw., und legt den Fokus auf positive Tugenden und das persönliche Wachstum. Man muss 264 Aussagen bewerten und benötigt ca. 1 Stunde. kostenlos.
- Der Stärkenradar ist eine relativ neue Testmethode aus Deutschland und funktioniert ähnlich wie die anderen Tests. Für die Durchführung benötigt man ungefähr 12 bis 15 Minuten, um seine 8 Top Stärken zu ermitteln. Der Test kostet 29 EUR.
Im Gegensatz dazu bieten nicht-testbasierte Ansätze eine flexible und persönlichere Methode zur Stärkenermittlung. Selbstreflexion, Feedback von anderen, Tagebuchführung und das Beobachten von persönlichen Erfahrungen ermöglichen eine tiefere Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken. Diese Ansätze erlauben individuelle Interpretationen und ermöglichen eine umfassendere Erfassung von Stärken, die möglicherweise nicht in standardisierten Tests erfasst werden. Statt Geld muss man hier vor allem mehr Zeit und auch Disziplin investieren.
Allerdings haben auch nicht-testbasierte Ansätze ihre Grenzen. Selbstreflexion kann subjektiv sein und zu Verzerrungen führen. Feedback von anderen kann von individuellen Wahrnehmungen und Vorurteilen beeinflusst sein. Es erfordert auch Mut und Offenheit, um ehrliches Feedback anzunehmen und zu verarbeiten. Zudem können nicht-testbasierte Ansätze zeitaufwendiger sein und erfordern eine bewusste und kontinuierliche Selbstreflexion.
Insgesamt bieten sowohl testbasierte als auch nicht-testbasierte Ansätze zur Stärkenermittlung ihre Vor- und Nachteile. Die Wahl des geeigneten Ansatzes hängt von persönlichen Präferenzen, individuellen Zielen und verfügbaren Ressourcen ab. Ich persönlich würde empfehlen, testbasierte und nicht-testbasierte Instrumente und Ansätze zu kombinieren, um ein umfassenderes Bild der eigenen Stärken zu erhalten. Mein Favorit ist definitiv der Clifton Strengthfinder von Gallup, was aber vornehmlich an meiner subjektiven Erfahrung mit diesem Ansatz liegt und vor allem in Kombination mit passenden Entwicklungsinstrumenten richtig wirksam wird.